BORG-Maturantin Sarah Straßnig gewinnt „Dr. Olaf Colerus-Geldern Preis 2019“ für vorwissenschaftliche Arbeiten

Dompropst Msgr. Dr. Engelbert Guggenberger hat kürzlich im Bischofshaus in Klagenfurt an drei Maturantinnen und einen Maturanten die diesjährigen „Dr. Olaf Colerus-Geldern Preise“ für vorwissenschaftliche Arbeiten im Rahmen der Reife- und Diplomprüfungen im Katholischen Religionsunterricht verliehen. Der Preis, benannt nach dem im Jahr 2016 verstorbenen Dompropst Apostolischer Protonotar Dr. Olaf Colerus-Geldern, Bischofsvikar für Bildung, Wissenschaft und Glaube, langjähriger Generalvikar, Fachinspektor für Katholische Religion an Höheren Schulen und Schulamtsleiter der Diözese Gurk, wird jährlich vergeben. Er versteht sich als Beitrag zur Förderung von theologischem Denken und Arbeiten auf Niveau von MaturantInnen. Die eingereichten Arbeiten haben einen theologischen Schwerpunkt aus Disziplinen wie z. B. Kirchengeschichte, Bibelwissenschaften, Philosophie, Dogmatik, theologische Ethik etc.
Der Jury gehören neben Schulamtsleiterin Leitner Dechant Dompfarrer Kan. Dr. Peter Allmaier, Prof. Mag. Thomas Unterguggenberger, Fachinspektor für den Katholischen Religionsunterricht an Allgemeinbildenden und Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, Prof. Martin Dovjak, Leiter des Leitungsgremiums Arbeitsgemeinschaft höhere und mittlere Schulen, Provisor Richard Pirker, Rosemarie Rossmann, stellvertretende Leiterin des Bischöflichen Schulamts, und Matthias Kapeller, Leiter der diözesanen Pressestelle, an.
Sarah Straßnig erhielt den 1. Preis, dotiert mit 500 Euro, für ihre vorwissenschaftliche Arbeit zum Thema „Obdachlosigkeit in Kärnten“, die sie unter Betreuung von Religionsprofessor Christian Smolle im Rahmen der Matura verfasst hat.
Zwischen Glaube und Bildung bestehe in der Tradition des Christentums schon immer ein Nahverhältnis, sagte Dompropst Msgr. Dr. Engelbert Guggenberger in der Laudatio. „Denn es ist, wie die mittelalterliche Scholastik lehrt, der Glaube, der nach Einsicht sucht“, so Dompropst Guggenberger. Aus der Spannung zwischen diesen beiden Polen sei das große Gebäude der Theologie entstanden, das den christlichen Glauben dazu befähige, „sich den weltlichen Wirklichkeiten zu stellen, sie im Lichte des Glaubens zu deuten und sie dann auf der Grundlage des Erkannten zu verwandeln“. Viele Errungenschaften unserer Kultur, wie z. B. die Menschenrechte oder die demokratische Gesellschaftsordnung, würden sich letztlich der geistigen Auseinandersetzung mit dem Impuls des Evangeliums verdanken.
Schulamtsleiterin Birgit Leitner, Initiatorin und Jury-Vorsitzende, bezeichnete den „Dr. Olaf Colerus-Geldern Preis“, der heuer zum vierten Mal verliehen wurde, als „tolle Möglichkeit, der Öffentlichkeit zu zeigen, wie viel im Religionsunterricht gelernt und geleistet wird und wie spannend es für Jugendliche ist, sich mit Fragen der Theologie auseinanderzusetzen“.
Die Siegerarbeit von Sarah Straßnig würdigte die Jury als „eine sehr gut zu lesende und auch betroffen machende Arbeit mit nachvollziehbarem Kärntner Bezug“. Die Maturantin hat bei einem Praktikum in der Caritas-Wohnungsloseneinrichtung „Eggerheim“ das Projekt „Zeichnung der Zukunftsvision“ mit Obdachlosen durchgeführt und dies „gut theoretisch untermauert und auch reflektiert“, so die Jury. Mit der Preisträgerin freut sich auch das BORG-Wolfsberg, das schon zum zweiten Mal als Siegerschule dieses besonderes Preises hervorging. und gratuliert unserer Absolventin Sarah Straßnig herzlich zu diesem großen Erfolg.

Laudatio

Liebe Sarah!

Es ist für mich eine sehr große Freude, dir zum diesem schönen Erfolg aus ganzem Herzen gratulieren zu dürfen. Ich selbst habe dich einige Jahre im Religionsunterricht und als VWA Betreuer begleitet. Dadurch lernten wir uns näher kennen und wohl auch schätzen. Und so darf ich anlässlich deiner Preisverleihung ein paar persönliche Eindrücke wiedergeben und dich etwas näher vorstellen.

Du bist hoch über dem Kärntner Paradies, wie unser Lavanttal auch ob seiner Fruchtbarkeit und landschaftlichen Schönheit genannt wird, zuhause. Im nahe der steirischen Grenze gelegenen Dorf Preitenegg steht dein Heimathaus, in dem du mit deinen Eltern und deiner kleineren Schwester lebst.
Du besuchtest die Volksschule in Preitenegg, darauf die Hauptschule in St. Gertraud und kamst danach zu uns ans das BORG Wolfsberg, wo ich dich im Religionsunterricht als sehr eifrige, stets bemühte und überaus gewissenhafte Schülerin kennen- und schätzen gelernt habe.
Du gehörtest zu jenen Schülern, die ihre Aufgaben in einer sehr verantwortungsvollen und engagierten Weise erfüllten, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, still und bescheiden, respektvoll und stets höflich. Eine Schülerin, wie man sie sich als Lehrer nur wünschen kann.

Die Natur zu erleben, zu spüren und deren Schönheit immer wieder neu zu entdecken gehört zu deinen besonderen Freizeiterlebnissen. Ob beim Schwimmen, ob bei Wanderungen auf den herrlichen Bergrücken der Pack und Hebalm, hier kannst du dich, wie du mir erzählt hast, erholen und Kraft tanken.
Eine tiefe Kraftquelle ist für dich aber besonders die Familie, in der du dich geborgen und wohl fühlst. Wenn zur Preisverleihung auch liebe Freunde aus der Nachbarschaft mitgekommen sind, so zeigt dies nur, dass deine Familie auch fest verwurzelt im Gemeinschaftsleben von Preitenegg ist.

In diesem Sinne ist deine ganze Familie und bist besonders du, liebe Sarah auch eingebettet ins Leben der Pfarre Preitenegg, die unter dem Patronat des Hl. Nikolaus steht. Und vielleicht ist in dir gerade auch durch den Pfarrpatron, der sich ja besonders der Armen und Bedürftigen angenommen hat, jene Sensibilität für Außenseiter und Notleidende gewachsen, die letztlich auch im Thema der VWA ihren Niederschlag fand.
Als langjährige Ministrantin, als Pfarrgemeinderätin und Jungscharleiterin hast du dich intensiv mit deinen Talenten ins Pfarrleben eingebracht und tust es auch heute noch, obwohl es gerade jungen Menschen seitens mancher kirchlicher Amtsträger nicht immer leicht gemacht wird, sich in der Kirche zu engagieren. Aber du fühlst dich deiner Pfarre sosehr verbunden, dass du dich unbeirrt weiterhin engagierst, so gut es eben geht.

Deine besondere Begabung besteht – so konnte ich es selbst erleben – gerade darin, Menschen in schwierigeren Lebenssituationen mit großer Empathie zu begegnen. Du hattest auch für die Nöte und Sorgen deiner Mitschüler ein stets offenes Ohr und Herz.
„Hinschauen statt Wegschauen“ ist dein Lebensmotto geworden, das du auch an das Ende ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit gestellt hast. Und dieses Hinschauen hat letztlich auch zur Themenwahl der VWA geführt, hast du doch am Busbahnhof Wolfsberg immer wieder Obdachlose gesehen. Nicht wegschauen, sondern die Lebenssituation dieser Menschen in den Blick zu nehmen, war Impuls für das Thema der VWA. Dafür hast du sogar ein Praktikum in der Obdachlosenanlaufstelle „Eggerheim“ in Klagenfurt gemacht. Und du wurdest für diese Mühe belohnt, haben sich doch einige Obdachlose auch dir geöffnet, dich in ihr „Zuhause“ eingeladen, wo sonst kaum jemand hinkommt oder hinkommen will.

Das Motto „Hinschauen statt Wegschauen“ ist auch die beste Voraussetzung für deinen zukünftigen Berufswunsch. Du möchtest als Religions- und Mathematiklehrerin jungen Menschen wichtige Werte und Kompetenzen vermitteln, die ihnen helfen, das Leben in all seinen Situationen zu meistern. Zusätzlich zu diesen beiden Studien willst du, wie ich aus einem Gespräch mit dir erfahren konnte, auch noch Psychologie studieren, weil du in deiner eigenen Schullaufbahn erkannt hat, dass ein Lehrer auch zwischenmenschlich sehr herausgefordert ist.

Liebe Sarah, ich darf dir herzlich zum Preis gratulieren und ich möchte dir sagen, dass ich mich ganz besonders über deine Auszeichnung freue. Denn du bist ein Mensch, der großartiges in Pfarre und Schule geleistet hat, immer im Hintergrund, nie bedacht, dafür öffentliches Lob zu erhalten. In deiner dir eigenen bescheidenen Art versuchst du viel für andere zu tun, ohne großen Dank zu erwarten. Heute stehst du mit den anderen Preisträgern einmal im Mittelpunkt. Das hast du wahrlich verdient.

Für deinen weiteren Lebens-, Glaubens- und Berufsweg wünsche ich dir alles erdenklich Gute, viel Lebensfreude, Kraft und den reichen Segen Gottes. Mögest du in deinem schulischen, pfarrlichen und familiären Wirken weiterhin so engagiert und sensibel bleiben und daraus selbst wieder viel Freude und schöne Erfahrungen schöpfen.
Du verkörperst für mich einen Menschen, der ganz im Sinne der Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ versucht, Christ- und Menschsein als Hörender , Sehender und Helfender zu leben, wie es darin heißt: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“
Du, liebe Sarah, versuchst diesen Weg zu gehen. Bleibe auf diesem Weg! Alles Gute und Gottes Segen dazu!


(Christian Smolle)