Die Frage der Errichtung einer Mittelschule in Wolfsberg von 1945 bis 1964
Das Bundesoberstufenrealgymnasium als Kind und Erbe des Mupäd nimmt zum Anlass, einerseits in den Quellen einige Stationen der Entstehungsgeschichte nachzuvollziehen und andererseits eine schöpferische, aber gewiss unvollständige Bilanz zu ziehen. Im jahrelangen Ringen um die Errichtung einer Mittelschule in Wolfsberg lassen sich zumindest vier Konstanten erkennen:
Das Bestreben der Wolfsberger Gemeindepolitiker und beider Großparteien, eine AHS (obwohl vielleicht ein größerer Bedarf an BHS-Absolventen bestanden hätte) zu errichten. Die Gegnerschaft des Stiftsgymnasiums St. Paul, das an einer Konkurrenzierung seines Schultyps nicht interessiert war. Ein in den fünfziger Jahren vorhandener Lehrer und Raummangel. Ein Missverhältnis zwischen pädagogischen Ansprüchen und den finanziellen Möglichkeiten des Bundes.
Die Entwicklung von 1945 bis 1953
Während der Naziokkupation hatte es in Wolfsberg eine Oberstufe gegeben, deren Charakter dem einer österreichischen Mittelschule entsprach. Einem Vorstoß bei der Kärntner Landesregierung nach dem Ende des Krieges, der Stadt Wolfsberg eine Mittelschule einzurichten, wurde entgegengehalten, dass man Lehrkräfte und die Räumlichkeiten im Schloss beistellen müsste.[1] Beide Auflagen waren damals nicht zu erfüllen, denn der größte Teil der Lehrkräfte war auf Grund der Finanzordnung Nr. 13 der brit. Militärregierung wegen Zugehörigkeit zur NSDAP entlassen worden, während die Räumlichkeiten im Schloss von den britischen Besatzungstruppen belegt waren. Trotz dieser ungünstigen Situation unterblieben weitere Versuche nicht, sie wurden jedoch von höheren Stellen mehr oder weniger ignoriert. Am 28. Mai 1953 wurde das Thema Errichtung einer Mittelschule in Wolfsberg” vom Gemeinderat diskutiert und die Forderung von Bürgermeister Scheiber so begründet: “Nachdem jedoch St. Paul (gemeint ist das Stiftsgymnasium) heute nicht mehr aufnahmsfähig genug ist und Eltern anderer Konfessionen als der römisch-katholischen keine Möglichkeit haben, ihre Kinder in diese Schule zu schicken, besteht begreiflicherweise in weiten Kreisen der Bevölkerung der große Wunsch, in Wolfsberg ein Realgymnasium zu errichten. Auch ist es nicht möglich, im Stiftsgymnasium Mädchen unterzubringen, die dort aus grundsätzlichen Erwägungen seit einigen Jahren keine Aufnahme mehr finden. Um zunächst erfahren zu können, wie viele Bewerber für eine solche Schule eventuell vorhanden sind, habe ich durch einen Aufruf in der Presse die Bevölkerung veranlasst, die Bewerbungen um eine eventuelle Aufnahme in das zu errichtende Realgymnasium in Wolfsberg dem Gemeinderat bekanntzugeben. Bisher haben sich für die erste Klasse 82 Schüler, für die zweite Klasse 32 und für die dritte Klasse 23 Schüler gemeldet.[2] Das Raumproblem hoffte man dadurch zu lösen, dass man die finanzstarke Nachbargemeinde Gösel anregen wollte, eine Hauptschule für das obere Lavanttal zu errichten, um die Wolfsberger Räumlichkeiten zu entlasten. Gemeinderat Dr. Kramer führte aus, dass St. Paul nicht gewillt sei, Fahrschüler aufzunehmen und wegen des Lehrkräftemangels bei den Aufnahmsprüfungen zu harte Maßstäbe anlege, um von vornherein die Schülerzahl gering zu halten. Wie wenig gerechtfertigt jeder Optimismus bei den Verantwortlichen im Wolfsberger Rathaus war, erwies sich schon zwei Monate später, im Juli 1953, als eine Eingabe des Bürgermeisters Meidl an das Unterrichtsministerium nicht einmal beantwortet wurde.
Der Arbeitsausschuss zur Errichtung einer Mittelschule
Eine Belebung in der Mittelschulfrage trat im Jahre 1958 ein, als der Landesschulrat für Kärnten an die Stadtgemeinde mit der Frage herantrat, ob sie bereit sei, auf eine gewisse Zeit die Verpflichtung zur Tragung des Sachaufwandes und zur Beistellung der notwendigen Räume zu übernehmen”. Am 23. 10. 1958 wurde deshalb das Thema erneut im Wolfsberger Gemeinderat behandelt, und es ist sehr deutlich die Intention zu erkennen, dass man bemüht war, möglichst vielfältige Gründe für die Errichtung einer Mittelschule zu finden. Bürgermeister Meidl machte darauf aufmerksam, daß der wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung keine Förderung von Fachkräften parallel laufe. Während in Wien zum gegebenen Zeitpunkt 280 von 1000 Schülern von der Pflichtschule in die Mittelschule überträten, seien es in Wolfsberg nur 28. Landes- und Gemeinderat Scheiber plädierte dafür, jenen Schülern eine Chance zu geben, die durch die geringe Aufnahmekapazität des Stiftsgymnasiums keine Möglichkeit hätten, eine Mittelschule im Lavanttal zu besuchen. So sei es ein moralisches Recht[3], eine Mittelschule zu verlangen. Stadtrat Rabussay unterstrich gleichfalls die Notwendigkeit der Errichtung einer Mittelschule, sodass die Abstimmung ein einstimmiges Ergebnis für die Übernahme des Sachaufwandes und die Beistellung von Räumlichkeiten ergab. Um den Forderungen ein sachgerechtes Profil zu verleihen, wurde am 17. November 1959 ein „Arbeitsausschuss zur Errichtung einer Mittelschule in Wolfsberg” gebildet, dem Nationalrat Eberhard als Obmann, LAbg. Auinger als stellvertretender Obmann und weitere Vertreter der Industrie, der Ämter und Behörden angehörten. Als vorerst auch die Bemühungen dieses Ausschusses keine günstige Wendung herbeiführten, erschien es wie ein Aufbruchsignal, als Unterrichtsminister DDr. Drimmel für den 20. Mai 1962 den Obmann des Ausschusses und dessen Stellvertreter zu einer Aussprache nach Klagenfurt lud, in welcher er zusicherte, die Sachlage zu prüfen und eine ministerielle Kommission nach Wolfsberg zu entsenden. Bereits am 29. 6. 1962 fand im Rathaussitzungssaal eine Besprechung zwischen den Mitgliedern des Arbeitsausschusses und den Herren der ministeriellen Kommission statt.[4] Unter dem Vorsitz von Bürgermeister Joharn diskutierten von ministerieller Seite Sektionschef Dr. Nikolaus Frcek, Min. Rat Dr. Otto Tump vom Bundesministerium für Unterricht, Min. Sekr. Dr. Walter Kautek vom Bundesministerium für Finanzen und die Mitglieder des Ausschusses zur Errichtung einer Mittelschule in Wolfsberg, NR Eberhard, LAbg. Auinger, LAbg. Scheiber, Bezirkshauptmann Dr. Alois Karisch, Dir. Gerhard Weber als Vertreter der Papierfabrik Frantschach, Dr. Ernst Bregant vom Lavanttaler Kohlenbergbau, Richter Dr. Anton Kranner vom Bezirksgericht Wolfsberg und schließlich Abt Paulus Schneider als Vertreter des Stiftsgymnasiums St. Paul. Nationrat Eberhard führte in seiner Argumentation aus, dass der Gerichtsbezirk Wolfsberg zwischen 1951 und 1961 ein 8,4%iges Bevölkerungswachstum erfahren habe und dass sich die Struktur des Lavanttales in den vergangenen zwei Jahrzehnten sehr verändert habe. Aus der eher ländlichen Region sei eine handels- und industrieorientierte geworden. Diese Entwicklung fordere entsprechende Bildungseinrichtungen, um den wirtschaftlichen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Diesen Ausführungen schloss sich Dr. Weber an und ergänzte, dass zwei allgemeinbildende Mittelschulen im Bezirk Wolfsberg ihre Berechtigung haben könnten. Es scheint, als hätten berufsbildende Schulen zu Beginn der 60iger Jahre noch nicht jene Attraktivität besessen, die ihnen auf Grund ihrer Anpassung an die wirtschaftlichen Erfordernisse zugekommen wäre, weshalb die Wolfsberger Verhandlungspartner für ein Realgymnasium plädierten. Bürgermeister Joham wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass für eine Handelsakademie oder Handelsschule zu wenig Interessenten vorhanden waren, während sich bei einer Umfrage des Jahres 1962 170 Schüler für den Besuch einer Gymnasialklasse ausgesprochen hätten. Bezirksrichter Dr. Kranner führte an, dass das Fehlen einer Mittelschule in Wolfsberg besonders von den Gerichten nachteilig empfunden werde, weil viele Beamte Dienstorte bevorzugen, die mit einer Mittelschule ausgestattet seien, um ihren Kindern eine entsprechende Ausbildung ermöglichen zu können. Die Unterbesetzung des Richter- und Justizbeamtenstandes in Wolfsberg sei in der erwähnten Ursache zu suchen. Da man im Wolfsberger Gemeinderat dem Stiftsgymnasium St. Paul einen Teil der Schuld am bisherigen Scheitern der Verhandlungen zumaß (so hatte Bürgermeister Joham in seinen einleitenden Worten ziemlich unverblümt auf St. Pauler Querschüsse in der Schulerrichtungsfrage hingewiesen, indem er formulierte: Diesem echten Bedürfnis nach einer Mittelschule in Wolfsberg steht leider die Tatsache gegenüber, dass es eine Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht zustande bringt, unsere Bemühungen in dieser Frage zum Scheitern zu bringen.”), war man auf die Ausführungen des Abtes Paulus Schneider besonders gespannt. Er erläuterte zunächst rückblickend, dass das Stiftsgymnasium im Jahre 1940 mit der gesamten Einrichtung vom NS-Regime nach Wolfsberg verlegt worden sei und dass es kein Unrecht sei, dass die Oberschule wieder nach St. Paul verlegt wurde. Er gestand zwar gewisse Aufnahmerestriktionen ein, doch von einem echten Notstand könne nicht gesprochen werden, da das Stiftsgymnasium nahezu alle Schüler, die die Aufnahmsprüfung bestehen, aufnehme. Er verstehe zwar die Bemühungen der Stadtgemeinde Wolfsberg, doch hege er kein großes Verlangen nach einer zweiten allgemeinbildenden Mittelschule im Umkreis von 20 km. Sollte es in Wolfsberg zur Errichtung einer Mittelschule kommen, so werde er sie „nolens volens” zur Kenntnis nehmen müssen. Den sozialen Aspekt berücksichtigte bei seiner Wortmeldung LAbg. Scheiber. Das Mittelschulnetz müsse im Lavanttal verdichtet werden, damit die Kinder minderbemittelter Eltern, die sich eine Schulausbildung an einem entfernten Ort nicht leisten könnten, eine entsprechende Ausbildung genießen und sich später um geeignete Dienstplätze bewerben können. Sektionschef Dr. Frcek erklärte, dass der seinerzeitige Antrag für die Errichtung einer Mittelschule in Wolfsberg bereits 1959 vom Bundesministerium abschlägig behandelt worden sei und eine Wiederaufnahme des Verfahrens nur durch eine geänderte Sachlage erfolgen könne. Er wies auf den Widerspruch in der Argumentation hin, dass man in erster Linie technisch und kaufmännisch vorgebildetes Personal brauche, aber eine allgemeinbildende höhere Schule anstrebe. Er schlug deshalb vor, der Arbeitsausschuß möge sich auf eine andere Schultype als die schon in St. Paul vorhandene festlegen. Bis dahin könne man die Hauptschule in Wolfsberg „aufputzen”, und zwar durch Schaffung einer Förderungsklasse mit Lateinunterricht. Durch eine Erweiterung der Stipendienvergaben würde man auch die sozialen Probleme jener Eltern vermindern, die ihr Kind außerhalb des Bezirkes eine Mittelschule besuchen ließen. Diese Zwischenlösung, meinte Frcek, wäre ein tragbarer Kompromiss. Man müsse bedenken, dass durch die neue Schulgesetzgebung des Jahres 1962 für den Staat beträchtliche Kosten entstünden. Min. Rat Dr. Tump dämpfte die Hoffnungen noch mehr, indem er feststellte, dass die Errichtung einer Mittelschule keinesfalls vor 1966 in nähere Behandlung genommen werden könne, da weder die finanziellen Mittel noch die Lehrkräfte bereitgestellt werden könnten. Obwohl der Arbeitsausschuss diese Vorschläge und Vertröstungen als Halbheiten ablehnte, musste man sich damit abfinden, dass, wie Bürgermeister Joham feststellte, „die Hoffnungen auf eine baldige Errichtung der Mittelschule in Wolfsberg schwinden müssen”[5]. Der Arbeitsausschuss werde aber weiterhin nichts unversucht lassen, um dem gesteckten Ziel näher zu kommen.
Neue Schulgesetze, neue Hoffnungen
Mit dem Schulunterrichtsgesetz von 1962 wurde ein neuer Schultyp kreiert, das musisch-pädagogische Realgymnasium. Nach dem SCHUG 1962 § 37/2 wurde es so definiert: „Das musisch - pädagogische Realgymnasium schließt an die 8. Schulstufe, deren erfolgreicher Abschluß nachzuweisen ist, an und bildet eine selbständige fünfjährige Oberstufe (9.-13. Schulstufe). Es dient in erster Linie der Vorbereitung auf den Besuch der Pädagogischen Akademie und der Vorbereitung auf Sozialberufe.” Dieser neue Schultyp erregte sogleich die Aufmerksamkeit der Wolfsberger Politiker, weil er, als Realgymnasium, ihren Wunschvorstellungen entsprach und durch die Oberstufenform das Stiftsgymnasium in St. Paul nicht in allen Schulstufen konkurrenzierte. In einer am 3. Juni 1964 abgehaltenen Arbeitstagung unter dem Vorsitz von Sektionschef Dr. Frcek einigte man sich mit dem Arbeitsausschuss auf die Errichtung eines musisch-pädagogischen Realgymnasiums, wobei von Wolfsberger Seite die Bereitschaft wiederholt wurde, ein Gebäude (die Hauptschule III) bereitzustellen sowie gewisse Kosten des Schulbetriebes zu übernehmen. Schließlich wurde ein Übereinkommen[6] zwischen der Republik Österreich, vertreten durch das Bundesministerium für Unterricht, und der Stadtgemeinde Wolfsberg geschlossen, das die Errichtung einer Expositur des musisch-pädagogischen Bundesrealgymnasiums Klagenfurt in Wolfsberg für das Schuljahr 1964/65 festlegte, wobei in Aussicht gestellt wurde, die Expositur zu einer Vollanstalt zu verselbständigen, falls die Schüler? und Klassenzahlen es rechtfertigen würden. Als ein möglicher Termin wurde der 1. Jänner des auf die erste Reifeprüfung folgenden Jahres genannt. Da der Bund den für die Errichtung dieser Expositur erforderlichen Aufwand nicht zur Gänze selbst übernehmen konnte, musste sich die Stadtgemeinde Wolfsberg verpflichten, die Unterrichtsräume und Einrichtungen bereitzustellen, den übrigen Sachaufwand für die Expositur bis zu deren Verselbständigung zu tragen (Reinigung, Beleuchtung, Lehrmittel, Kanzleierfordernisse, Schulwart und Reisekosten der an der Expositur tätigen, aber nicht in Wolfsberg wohnhaften Lehrer). Ferner wurde die Stadtgemeinde verpflichtet, der Republik Österreich zur Errichtung eines Schulneubaues für die Expositur ein ca. 18.000 m2 großes Areal unentgeltlich zu übereignen und für die an der Expositur tätigen Lehrer, die ihren Wohnsitz in Wolfsberg nehmen wollten, Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Es zeigt sich in den nächsten Jahren, dass das Wolfsberger Budget diese Belastungen kaum verkraften konnte, weshalb man sich bemühte, in einzelnen Vertragspunkten eine Lockerung der Bedingungen zu erzielen. (Dies konnte nur zu einem ganz geringen Teil erreicht werden, weshalb der Wolfsberger Gemeinderat erst am 27. Juni 1967 das Übereinkommen ratifizierte.) Im Herbst des Schuljahres 1964/65 ging schließlich der Traum in Erfüllung, den die Wolfsberger Gemeindepolitiker, die Eltern und Schüler herbeigesehnt hatten. Die erste Klasse mit 27 Schülern konnte eröffnet werden. 16 Professoren bzw. Hauptschullehrer gestalteten den Unterricht in der Hauptschule III. Mag. Johann Vallant
Schulleiter des MUPÄD bzw. BRG/Borg
1964 – 1965 | Dr. Hans BLUMENTHAL |
1965 | Dr. Ing. Wolfram PICHLER |
1965 – 1979 | HR OSTR Mag. Erich LUNIACZEK |
1979 – 1980 | OSTR Mag. Matthias MÜLLER |
1980 – 1984 | Prof. Mag. Roland WALTER |
1984 – 1995 | HR Prof. Mag. Artur HANZER |
1996 – 2002 | HR Prof. Mag. Josef MALLINGER |
ab Dez. 2002 | HR Mag. Peter REISCHL |